Erster Grund. Ihn lehrt uns die Lebenserfahrung: Berufsbilder, aus denen sich Männer zurückziehen, verlieren an Glanz und Prestige. An so mancher Medizinischen Fakultät haben die Studentinnen mit jenseits von 70 Prozent inzwischen die Nase vorn.
Und wer genau hinhört in den Fluren der Fakultät, hört es deutlich ticken: die biologische Uhr. Vor allem Akademikerinnen gehen als Mütter zwischen Mitte dreißig und Mitte vierzig beruflich oft auf Tauchstation, heißt es im Spiegel Sie entscheiden sich für Teilzeit, oder sie verabschieden sich ganz mit dem beliebten Argument deutscher Mütter: "Ich möchte für meine Kinder da sein." Und wenn der Nachwuchs irgendwann kein warmes Mittagessen mehr braucht, heißt es im Spiegel weiter, sind die meisten von ihnen zu alt, um noch mal durchzustarten.
Für Ärztinnen gilt das natürlich auch. Und während sich diese neue Art der Weißkittel(innen) zuhause verwirklichen - in meiner Praxis lösen sich immerhin drei Teilzeit-Meizinerinnen gegenseitig ab - wartet der Patient vor verschlossenen Praxistüren - auf seinen Tod.
Übrigens: Die Ausbildung einer Teilzeit-Ärztin kostet den Steuerzahler dasselbe wie die Ausbildung des Ganztags-Mediziners. Unwirtschaftlicher sind da nur noch so Loser wie Rösler oder die schöne Furtwängler. Da waren die 200.000 Euro, die wir für ihre akademischen Würden hingeledert haben, gleich komplett in den Sand gesetzt.
Dass dann der Rest der teuer ausgebildeten Medizinstudenten lieber in ein angesagtes Krankenhaus in München Mitte gehen, oder "in aller Freundschaft" gerade noch nach Leipzig, am liebsten aber in die Tempel der Brustvergrößer- und Penisverlängerungen, verwundert da nicht mehr.
Und mehr und mehr kommt einer der Kernsätze des Neoliberalismus hier zum Tragen: Kranksein muss man sich eben leisten können.
Heut bleibt uns' re Praxis kalt,
drum geh' n wir zum DM-Markt, halt.
Foto: Rainer Sturm / pixelio.de
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