Mittwoch, 24. November 2010

Röslers Rosskur

Wo die vielen hinkenden Menschen in deutschen Fußgängerzonen plötzlich herkommen? Hüftschäden einer alternden Bevölkerung? Nö. Es ist der harmlose Senk-Spreiz-Fuß, den Couch-Potatos sich schon mal einfangen, wenn TV-Programme regelmäßig die Füße einschlafen lassen. Doch nicht das Krankheitsbild lässt sie humpeln. Nein, die Therapie macht inzwischen mehr Gesunde krank als Kranke halb gesund. Das liegt an Rösler, dem Zappelphilipp auf kippeligen Regierungsstühlen, dessen Musikgeschmack bei Udo Jürgens - also auf der Hälfte der Strecke zum guten Geschmack - steckengeblieben ist. Sein Lebensmotto offensichtlich, das er breitflächig in die Gesundheitsreform einfließen ließ: Seitdem gibt es bei Senk-Spreizfuß nur noch eine Einlage. Wahlweise eine linke oder rechte.
Doch der halbgelernte Mediziner weiß: Offene Arterien müssen behandelt werden - und zwar vor einem Gesäßfurunkel, das warten muss. Insofern musste sein Programm "Alles nur halb und der Reihe nach, ohne Ansehen der Person, außer sie ist Privatpatient" etwas abgewandelt werden.
Anspruch hat der Patient nur noch auf zwei Fusionsbeutel. Die restlichen muss er sich mit stillem Wasser vom Discounter, Jodsalz und Traubenzucker in Gefrierbeuteln zusammenrühren. Rezeptur erhält er von seiner Krankenkasse. Und dort auch die Anleitung, wie man als Querschnittsgelähmter auf einem Einrad zurechtkommt, wie man kunstvoll Fleisch im Mund hin- und herzuschieben lernt, wenn eine halbe Kauleiste es tun muss - und viele andere wertvolle Hinweise für die Rösler`sche Mangelversorgung.
Noch eine kleine Ausnahmeregelung seiner Reform: Aus dem Vollen schöpfen dürfen weiterhin die Pharmakonzerne. Und die Ärzte kriegen sogar noch einen Zuschlag.
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