Amanda Knox: Hat die Operetten-Welt um uns herum wieder zugeschlagen? Hollywood ein Heer von Anwälten geschmiert? Nur damit die nach allen Regeln der kriminalistischen Kunst überführte Mörderin jetzt ihr Lotterleben verfilmen lassen kann? Mit ihr in der Hauptrolle.
Die Kohle dafür liegt schon bereit.
In Italien, d e m Operetten-Staat schlechthin, scheint mir selbst solche mediale Einflussnahme nicht ausgeschlossen. Auch warte ich immer noch auf den Tag, an dem Berlusconi sich ans Rednerpult begibt und verkündet, dass die komische Oper mit ihm in der Rolle des Heldentenors und jugendlichen Liebhabers jetzt endlich abgedreht sei und ab Morgen wieder die echten Politiker im Plenum Platz nehmen könnten.
Nur so ließe sich auch erklären, warum ein milliardenschwerer Wüstenfürst auf dem Marktplatz von Rom in einem Zelt hat biwakieren müssen und nicht auf Baia Domizia, dem vom ADAC mit fünf Sternen prämierten Campingplatz mit fließend kalt und warm Wasser. Selbst für eine Nebenrolle leben solche Männer eben schon mal freiwillig eine Woche von Ravioli aus der Konserve.
Und wir hocken nächstes Jahr im Kino und sehen zu, wie Amanda ihre Kommilitonin aufschlitzt und so lange mit dem Messer auf sie einsticht, bis es uns kommt - nämlich hoch. Und - so ist zu hoffen - nicht nur das Abendessen, sondern auch die Galle.
Wenigstens das wären wir uns schuldig. Und der Kommilitonin.