Freitag, 6. Mai 2011

TV, das wahre Leben

Ich bin ein Star, lasst mich hier rein!
"Das bewusst erlebte Ich wird lediglich von unserem Gehirn erzeugt", schreibt der Mainzer Philosoph Metzinger in seinem gerade erschienenen Buch "Der Ego-Tunnel". Was der Mensch wahrnehme, sei nichts als "ein virtuelles Selbst in einer virtuellen Realität".
Mehrere Tage lief er nach Erscheinen seines Buches seiner virtuellen Rückansicht hinterher, bis er der wurde, dem er gefolgt war. ("als sei ein Avatar tatsächlich sein eigener Körper")
Seitdem er nun aber in dieser virtuellen Welt angekommen ist, weiß er, dass er sich geirrt hat: Es gibt keine virtuelle Welt. Und das, was er dafür gehalten hat, ist "in Wirklichkeit" das wahre Leben, das echte. Und wir haben die Wahl: das Fernsehen oder das Nichts. Sein oder nicht sein. Nur wer im Fernsehen ist, ist.
Alles andere ist nur eine große Prüfung, eine Aufnahmeprüfung, ein ewiges Casting.
Schauspieler wissen das und tun deshalb alles, hineinzukommen in dieses eigentliche Leben. Und lauern deshalb den Fernsehschaffenden, die sich intern Schöpfer nennen, an den unmöglichsten Stellen auf: 
  • Zum Beispiel im Zoo, als Tierpfleger, Tierpflegerinnen oder Tierärztinnen und spielen dort jedes exotische Vieh an die Wand, bis sie drin sind. 
  • Oder auf den unterschiedlichsten Demonstrationen, wo sie Steine werfen, bis man sie reinlässt.
  • Der Königsweg des Schauspielers aber ist, einen Politiker zu mimen: Denn bald winkt die Einladung in eine Talkshow, der Eintritt ins wahre Leben.  
  • Oder sie lernen, ihre Sexpartnerinnen am Geruch ihres Mittelstrahlurins zu erkennen und beweisen das dann der schönen Michelle Hunziker, 
  • die selbst irgendwann einmal im Bett eines Softrockers, der schon drin war, "geboren" wurde.
An alle anderen aber, die nicht stattfinden: Grüßt Gott ganz lieb von mir! - denn der - so wenig telegen, wie der ist - findet wohl auch nie statt und braucht deshalb jede nette Ansprache. 
 . 
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