Dienstag, 19. Februar 2013

Sitzenbleiben abschaffen - wie alles, was man nicht schaffen würde

Die Bertelsmann-Stiftung, diese Speerspitze der Deutschen Wirtschaft, schlägt mal wieder zu: ihr neuester Vorschlag: »das Sitzenbleiben« abschaffen. Weil zu teuer. Besser sei Nachhilfeunterricht parallel zum neuen Stoff des nächsten Schuljahres. Klar. Die Wirtschaft freut's: Nachhilfeunterricht ist ein Milliardenmarkt geworden, und außerdem ist der jüngere Arbeitnehmer grundsätzlich der bessere Arbeitnehmer. Und für das moderne Arbeitersklaventum, das in diesem Land gerade klammheimlich eingeführt wird, ist der schlechter Ausgebildete die bessere Wahl.

Abschaffen ist eh das Mittel der Wahl:
Erziehung im ursprünglichen Sinn, beispielsweise.
Überhaupt alles, was den Eltern, als sie Kinder waren, noch den letzten Nerv getötet hat:
Das Maul halten, wenn Erwachsene reden.
Hausaufgaben.
Mithelfen im Haushalt.
Die Schreibschrift.
Rechnen ohne App.
Überhaupt: Lesen und Schreiben.

Keinesfalls abgeschafft, sondern im Gegenteil zusätzlich eingeführt werden sollen:
Landschulaufenthalte, am besten mehrmals pro Schuljahr. Gerne auch nach China, bevor das dritte Mal Ballermann öde zu werden droht.
Geile Verfilmungen von ansonsten viel zu trockenem Unterrichtsstoff. Der Satz des Pythagoras, etwa. In der weiblichen Hauptrolle Veronika Ferres, als die Lieblingshure des griechischen Denkers. Und immer noch lieber Ben Hur, auch wenn dieser Streifen inzwischen in die Jahre gekommen ist, als trockener Frontalunterricht über »das römische Reich«. Noch besser natürlich »Spartakus« oder »die Gladiatoren«.

Gefährliche Entwicklung? Keineswegs.
Mit einer solchen Qualifikation wird man »mit Kusshand« als Leiharbeiter genommen - für ein abwechslungsreiches Berufsbild: heute noch Latrinen geputzt, morgen schon Schweinefleisch zerkleinern im Akkord.
Wahlweise aber auch Einzug ins Dschungel-Camp als Start zu einer wunderbaren TV-Karriere.
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