Wann ist endlich wieder Sommer? Diese Frage brennt uns leider weder auf den Nägeln noch auf der Haut, sie lässt uns vielmehr fröstelnd den Kopf zwischen die Schultern ziehen, hinein in die Goretex-Multifunktions-Doppeldaunen-Jacke.
Dieses Land ist einfach nicht mehr wiederzuerkennen. Früher, kann ich mich erinnern, gab es hier noch einen Frühling.
Wann, schließt sich die nächste Frage an, ist endlich wieder Pfingsten? Jener Zustand eines Volkes, bei dem jeder jeden versteht, auch wenn er mit "fremden Zungen" spricht:
- Busfahrer, die unsere Schulkinder irgendwo in der Pampa aussetzen, weil sie weder Verkehrsschilder lesen noch die Kleinen verstehen können, sind stattdessen Alltag.
- Oder Pfarrer, die von der Kanzel herunterpredigen in einem der 53 nur schwer verstehbaren weil seltenen Dialekte des Südindisch. Auch ihr Englisch lässt die Erhabenheit des Wort Gottes nicht erfahren.
- Dann die vielen Handwerker - aus Rumänien, zum Beispiel, die einen Monat vorher noch Wohnungen leergeräumt haben, bandenmäßig, und jetzt als Raumausstatter vor der Tür stehen - die aus ihrer letzten Tätigkeit sich aber nur ein bescheidenes Repertoire an Langfinger-Esperanto, auch unter dem Namen "gebrochen Deutsch" bekannt, angeeignet haben - neben vielen Wertgegenständen.
- Oder die vielen zerlumpten Gestalten, die in deutschen Fußgängerzonen sammeln und betteln - wahrscheinlich, um sich damit einen Sprachkurs leisten zu können.
- Oder, und damit soll es genug sein, jene neuen Ärzte, die ihre Kompetenz hinter einer dichten Mauer der Sprachlosigkeit verbergen können, wie ihre der deutschen Sprache mächtigen Kollegen in einer nur ihnen verständlichen Geheimschrift.
"Das ist Leuchtboje", nix schlimm", attestierte mir - bei heruntergelassener Hose - der einzige niedergelassene Arzt in meinem Dorf.
"Das ist keine Leuchtboje", klärte mich ein Tag später meine Lieblingsnutte im Bahnhofsviertel von Heidelberg auf, "das ist ein Furunkel, und das Lampenschirmchen darüber ist eher kontraindiziert."
Dazu muss man folgendes wissen: Die junge, sehr gelenkige Frau hat einen 200.000 Euro teuren Abschluss in Humanmedizin. Die Ausübung dieses Berufes fand sie dann aber zu wenig lukrativ und eklig - und zu lustfern.