Mittwoch, 21. Oktober 2009

Sensationsjournalismus fördert Pandemie

Es fällt dem ehrlichen Journalisten zunehmend schwerer, auf sein Metier stolz zu sein. Letztes unrühmliches Beispiel, dass Journalismus oft nur noch Sensations-Journalismus, Randale-Journalismus ist, gibt das veröffentlichte Geschwätz rund um die Schweinegrippe-Impfung.
Da wird schwadroniert darüber, dass es ein Zwei-Klassen-Impfsystem gebe, dass die breite Bevölkerung mit einem billigen gepanschten Produkt abgespritzt werde, während Armee und die anderen Staatsdiener den Firstclass-Impfstoff erhielten, verträglicher weil reiner und sicherer weil besser getestet als der für uns bestimmte.
Hat dann endlich die breite Öffentlichkeit die Nase voll von solchem empörenden Verhalten der "Mächtigen" und nimmt diese Medienkampagne als Alibi, die eh schon mäßig ausgeprägte Bereitschaft sich impfen zu lassen, doch lieber zu lassen, ist die veröffentlichte Meinung am Ziel: Die öffentliche Meinung ist erfolgreich manipuliert.
Und just in diesem Moment rudert die "veröffentlichte Meinung" wieder zurück (und zwar der Teil dieses Gewerbes, der immer im Nachklapp sein Geld mit "Zurechtrücken" verdient, nachdem er Hände reibend vorher die anderen sich hat austoben lassen).
Und das Zurückrudern geht so: Der angeblich bessere Impfstoff ging an Bundeswehr und Bundestag aufgrund früh geschlossener Verträge mit einer Produktionsfirma, die in einem früheren Fall schon einmal für diese Auftraggeber gearbeitet hatte. Als die Verträge unterschrieben wurden, gab es keine Angaben über und keine speziellen Forderungen an die Qualität des Impfstoffes. Es wurde Impfstoff bestellt, kein besserer, kein schlechterer, einfach nur Impfstoff.
Und so kam von diesem Produzenten ein Impfstoff, der aus dem kompletten Virus entwickelt wird (in abgetöteter Form natürlich) und mit diesem Komplettpaket seine "eigenen Verstärker" enthält.
Dies ist übrigens ein Verfahren zur Impfstoff-Gewinnung, das zugunsten modernerer Verfahren aufgegeben wurde und bei den letzten Impfkampagnen schon nicht mehr zum Einsatz kam. Moderne Verfahren nehmen heute nur noch kleinere Virentrümmer zur Gewinnung des Impfserums, die mit Zusätzen, den in den letzten Tagen viel zitierten Adjuvantien, verstärkt werden.
Dies ist wie gesagt das fortschrittlichere Verfahren und keineswegs resultiert daraus ein gepanschtes Mängelprodukt, so wie es die Presse tagelang behauptet hat. Zudem ist genau dieses Produkt, das als "Volksimpfserum" diffamiert und von der Presse durch die Presse gejagt wurde - wie die Sau, die der Impfung ihren Namen gab, das viel umfangreicher getestete Produkt - und damit das noch unbedenklichere der beiden unbedenklichen.
Es gibt ein drittes Produkt, das allerdings hier in Deutschland nicht zum Einsatz kommt, ein Produkt genauso sicher wie die anderen beiden. Dass es hier nicht zum Einsatz kommt, ist so zufällig wie es der Einsatz der beiden anderen ist. Dies hat etwas mit Markt zu tun, keineswegs etwas mit Qualität.
Zurück zu dem unguten Gefühl, das Sensationsjournalismus bei seriös arbeitenden Journalisten hinterlässt. Das ist traurig, zugegeben, viel schwerer aber wiegt, dass solcher Sensationsjournalismus im vorliegenden Fall die Solidarität unter den Bürgern dieses Landes ein gutes Stück weiter zum Teufel gejagt hat: Denn die Impfung gegen die Schweinegrippe ist ein Akt der Solidarität, weil mit jedem Körper, der diesem Virus nicht mehr als Labor zur Verfügung steht, um darin ein noch wesentlich gefährlicheres Killervirus zu produzieren, die Gefahr einer Pandemie kleiner wird.
Impfen hilft so Leben retten, vor allem das Leben anderer, vielleicht vieler Millionen anderer.
Teilnahme wäre deshalb edelmütig.
Doch Krawall-Journalismus ändert uns vielleicht nachhaltiger, als wir glauben.
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