Freitag, 10. Mai 2013

Nur harte Gesetze erzeugen Moral

  Die Märkte untergraben unsere Moral. Während wir als Einzelpersonen unser Kaufverhalten oft dahingehend abklopfen, ob wir damit einen anderen schädigen, gehen diese moralischen Standards offensichtlich dann verloren, wenn wir uns mit mehreren Käufern und Verkäufern im selben Markt tätig wissen. Dann greifen plötzlich Argumente wie diese: "Wenn ich nicht kaufe, tut es ein anderer." Außerdem: "Was soll ich als Einzelner dagegen schon ausrichten können?" 
Der Einzelne kann sein schlechtes Gewissen also erleichtern, weil er sein Fehlverhalten  mit dem Fehlverhalten der anderen rechtfertigen kann.
Dieses Verhaltrn macht aber nicht beim Kauf eines viel zu billigen T-Shirts halt. Auch beim "Umgang" mit seinem Finanzamt weiß man sich mit vielen Steuerzahlern "einig", dass man als "Kleiner" die Steuerhinterziehung der anderen nicht verhindern kann - und schlimmer noch: auch nicht die eigene! 
Aber so neu ist das alles ja nicht. Ein Gemeinwesen, das auf die Moral des Einzelnen aufbaut, endet nicht nur zwangsläufig, sondern ist von Anfang an reine Anarchie. Das Recht des Stärkeren, des Schnelleren, des Gewitzteren - des Skrupelloseren. 
Das ist das, was eine freie Marktwirtschaft ausmacht - und ihre Macher erschöpfend charakterisiert.
Deshalb: Liebe Politiker, die ich euch gewählt habe: Das moralisches Verhalten jedes Einzelnen von uns zu stärken, ist eure edelste und vornehmste Aufgabe: durch Gesetze und Verbote - und strafbewehrte Bürgerpflichten. (Nur dann klappt's auch mit dem Nachbarn).
Alles andere ist Anarchie: Anarchie von Unternehmern und Konzernen, die die hierzulande verbotene Kinderarbeit einfach in die Bananenrepubliken dieser Welt exportieren, die die hierzulande verbotene Umweltverschmutzung ungeniert über Drittländern auskübeln, die ihre Arbeitnehmer opfert, wie das hierzulande nur zur vorletzten Jahrtausendwende noch die Regel war.
Wer glaubt, dass es der freie Markt schon richtet wird - der hat ja so recht. Und dieser Glaube mündet naht- und skrupellos in das 1. Gebot dieser religionsgleichen Menschheitsphilosophie: "Du sollst keine fremden Scharfrichter neben mir haben."


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