Montag, 31. Mai 2010

Unsere heiße Lena

Welt am 31.5.2010: Am besten erklärt sich das Phänomen Lena wohl dadurch, was sie alles nicht ist. Sie ist kein Produkt, sie hat keine Exklusivverträge für Interviews, eine Merchandising-Strategie ist nicht zu erkennen.

Ist das die Erklärung? Oder sind das Nebelgranaten, von denen nicht nur die Augen tränen sondern jede Windung des Großhirns gleich mit? Wenn das oben Gesagte stimmt, dann hat ein mancher von uns die Sache mit dem iPad auch nicht verstanden. Nicht eine Werbung für dieses durchaus nicht lebensnotwendige Gerät war zu entdecken, aber Rezensionen und begeisterte Vorab-Anwender dürfen seit Wochen schon selbst in die seriösesten Nachrichten-Sendungen. Und zum Schluss mussten sie da rein, da dieses Ding und alles um es herum zum Zeitgeschehen wurde, weil die Sache endlich hoch genug gekocht war. Und dies im eigenen Saft. Im Apple-Saft, also? Und Lena in Raabs scharfem Haifischsaft? Nö! Denn wer hat "in Wahrheit" die größten Köche und eine Sternesammlung, die locker für "Fische" reicht und "Krebs", scharf angebraten, aber innen zart? Und wer hat für das Breite im Volk die komplette Masse der Köche der 2. Garnitur? Genau, die TV-Sender dieser Welt und die mit ihnen direkt verbandelten Frauenzeitschriften. Und die setzen sich jeden Morgen zusammen und beschließen bei ihrem konspirativen Treff, was heute in die Pfanne gehauen, in welches Soufflee Luft geblasen und welchem Sauerteig eingeheizt wird, bis er bedeutend wird? Nein, die Welt ist längst auf Kuzschlussschaltung gesteckt: Die Rezepte und der Menuevorschlag stehen bei dpa, weil sie bei Reuter stehen und stehen in jeder Tageszeitung und laufen bei jedem Fernsehsender, weil sie in Spiegel online stehen, der sie von dpa hat, der sie von Reuter hat.
Und dann greifen ganz normale Naturgesetze ein: Stecke potentiell Durchgeknallte so nah zusammen, bis eine kritische Masse erreicht ist, und die Welt fliegt uns mit einem anständigen Bums um die Ohren - und nimmt uns mit: Und so hocken wir frierend in Roms Gassen und begraben den Papst, freuen uns über einen dritten Platz, als wären wir Weltmeister, wollen unser iPhone und dann unser iPad - und lieben unsere Lena, auch wenn uns ihr Trällerliedchen zu allem heraushängt, was Löcher hat an uns.
Übrigens, der Papst war, was er war, fast 30 Jahre lang, und keiner ging hin. Und Lena war schon im Fernsehen, sogar nackt, und keiner hats gemerkt. Weil sie da noch ein ganz normales Mädel war und der Ofen noch nicht vorgeheizt. Jetzt aber steigt dieses süße Soufflee in unserer Wärme und steigt und steigt und steigt.
Aber noch bleibt die Angst des Koches vorm Soufflee: Erst wenn der Ofen aus ist, weiß er, ob es hält oder ob es ein Schuss in den Ofen war.
Viel Glück, Lena, in deinen eisernen Schuhen.
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