Montag, 5. November 2018

Lügenpresse oder doch nur Hofberichterstattung

Wer kann sich nicht erinnern an die jahrelang unisono vorgetragene Journalistenüberzeugung: »Merkel muss weitermachen, weil weit und breit niemand zu sehen ist, der übernehmen könnte.«
Meine jahrelange Erwiderung: »Jeder in der CDU kann Merkel – und besser. Jeder kann Kanzler, wenn er sich das nur zutraut. Den Rest macht die Wucht des Amtes, denn der deutsche Kanzler wird gehört auf dieser Welt, egal wer dieses Amt gerade ausführt.
Den Beweis liefert auch (!) die Causa Merkel: Wie unbedarft hat die damals doch ihr Amt angetreten.
Jetzt, wo sie den Weg scheibchenweise endlich wieder frei macht, stehen fast über Nacht zwölf Kandidaten auf, um sie zu beerben.
Drei Hochkaräter sind darunter, sagt die deutsche Journalistenheit – so unisono, wie sie Tags zuvor noch unisono behauptet hat, dass es da keinen wirklichen Nachfolger, der Merkel ersetzen könnte, gibt.
Das erinnert an Silvester 2016, als die deutsche Journalistenheit über Nacht „gelernt“ hat, dass Migration nicht nur die reine Freude ist.
Doch zurück zu Merkel und der völligen Fehleinschätzung ihrer Nachfolge: Ist das „Lügenpresse“?, sind das Fake-News? oder ist das nur Ahnungslosigkeit?
Ich fürchte, das Problem liegt viel tiefer: Es ist Hofberichterstattung der übelsten Sorte.
Woran das liegen könnte? Es sind die unverschämt hohen Gehälter der zwei bis drei Handvoll „Edelfedern“ – vor allem der TV-Anstalten – die hierzulande die Meinungshoheit haben. Wer mehr als 20.000 Euro im Monat zur Verfügung hat, dessen Fixkosten steigen mit den steigenden Ansprüchen ans Leben. Dieses Gehalt zu gefährden mit Berichterstattung gegen den Mainstream, wäre lebensgefährlich und ist demnach keine Option. 
Und nur so konnte sich die kollektive Gewissheit unserer Journalistenheit erhärten, dass es nie einen klügeren Kanzler gegeben hat als Merkel es war – und traurigerweise immer noch ist.
Ich sage seit Langem etwas anderes: Es gab nie eine klügere Kanzlerin! Und das sollte durch eine weibliche Nachfolge auf diese Position auch nicht fahrlässig gefährdet werden.
Dass die Hofberichterstattung unserer Edelfedern inzwischen schon gewohnt „wendehalsig“ den potentiellen Nachfolgern huldigt, nach dem Motto: Der König ist tot, es lebe der König, ist unüberhörbar. Merz und die Frau mit dem Zungenbrechernamen werden längst schon in diesem berühmten Journalistenfahrstuhl nach oben Richtung „Lichtgestalten“ geschrieben. Und Merkel saust auf den Gegengewichten im  Fahrstuhlschacht in derselben Zeit nach unten: »Diese kluge Frau hat alles gewusst und begriffen – und nichts davon wirklich umgesetzt.«
Setzen, 6!
Das kollektive Nachtreten hat längst begonnen.

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