Sonntag, 22. August 2010

Talentschuppen Deutschland



Vergeudung von Talent sei es, wenn junge Männer ihren Sozialdienst ableisten müssten, das solle gefälligst vom 1. Arbeitsmarkt gemacht werden. Der Dienst an der Waffe auch, sagt unser "von und zu"-Ressort-Minister und gibt der Wirtschaft und ihren gedungenen Professoren mal wieder eine Steilvorlagen für Infragestellen demokratisch geformten Konsenses und Entsolidarisierung.
Die Enkel bei Oma und Opa? Schüttel! Welche Vergeudung von Talent, das sich stattdessen in VHS-Kursen und auf Reisen entfalten könnte - zu seiner ganzen Pracht. Der 1.
Arbeitsmarkt stellt derweil Erzieherinnen zur Verfügung, die, als sie noch erzogen, Kindergärtnerinnen waren.
Schmieren von Pausenbrot? Welche Vergeudung an Bewegungstalent der Mütter, die den ersten Kurs im Sportstudio dafür geben müssten. Der 1. Arbeitsmarkt hält auch da Arbeitsplätze vor, wo Schokoriegel erzeugt und verpackt und den Kindern in der großen Pause als Vollwertkost angedreht werden.
Und überhaupt: Der 1. Arbeitsmarkt selbst sei die Inkarnation der Talenteverschwendung schlechthin. Denn steckt nicht in jedem Maurer ein Gunther Gabriel, oder zumindest ein Ministerpräsident. Ist nicht jeder Lehrer irgendwo ganz tief drin ein Thomas Gottschalk, der einfach nur raus will, oder zumindest eine Gesundheitsministerin. Oder prädestiniert nicht unser aller Talent zum Abseilen uns für einen Sitz im Europaparlament? Oder dieses Migrantentalent: Kommen, mit einem "wolle Abeite!" auf den verlogenen Lippen, um dann abzuhängen im Netz der Netze, dessen legendärer Ruf bis in die letzte Hochland-Ödnis
Anatoliens vorgedrungen ist. Auch deren andere Talente sollten hier nicht mit Füßen getreten werden. Denn Hand auf Herz, fragen unsere Wirtschaftsweisen: Hatte der 11. September nicht auch etwas Ästhetisches und damit klassisch Schönes? Und schnell erschließt uns dann auch: In jedem Professor schlummert das Talent des Kaffeesatz-Lesers, seine Wünschelrute immer am Puls der Zeit, und ein Guru, jene letzte Spezies Mann, auf die Frauen noch hören.

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