150 Jahre hätte die amerikanische Währung gebraucht, um so stabil zu werden, wie sie heute ist. Der junge Euro sei deshalb nicht schon zwangsläufig tot, nur weil ihm gerade mal kräftig Wind ins Gesicht geblasen wird. Aber kann uns dies wirklich beruhigen? Sind wir hier wirklich einfach nur "the late americans", die späten also oder ist alles schon zu spät?
Der Anfang der amerikanischen Währung war ein echtes Trauerspiel. So war das einzige Geld, das im Umlauf war, das Kopfgeld, das damals noch in Nuggets ausgezahlt wurde, weil Münzen mit nur einer Seite, der Kopfseite, nicht produziert werden konnten. Erst als ein Häuptling merkte, dass man Gold nicht essen kann, wurde Papiergeld eingeführt, das man zwar genauso wenig essen kann, das aber wenigstens die Zähne nicht ruiniert. Ein Volk aber, das täglich fünf weichgerittene Steaks vertilgte - pro (lebendem Kopf), war angewiesen auf gute Zähne.
Das war die Geburt des Green Buck, aber weil die Amerikaner ursprünglich arme Bauern waren, war Papier so knapp, dass für seine Herstellung die Mitschriften im Kongress und im Senat - und ihre Kopien - von Negersklaven in Stücke geschnitten und gebleicht werden mussten. Gelangweilte Farmerstöchter - es gab damals weder Volkshochschulen noch Sportstudios - bemalten sie dann nach einer Vorlage. Bestand der Verdacht, dass Blüten im Umlauf waren, wurden diese im Beisein eines Richters verbrannt und die dabei sichtbar werdenden Redeausschnitte mit in Fort Knox eingelagerten Originalen verglichen. Der Green Buck erwies sich so ganz schnell als völlig fälschungssicher, was ihn für Spekulanten und andere Kriminelle völlig uninteressant machte. Deshalb dümpelte die amerikanische Wirtschaft vor sich hin. Erst als im Zuge der Watergate-Affaire ein Gesetz erlassen wurde, das bestimmte, dass jede Mitschrift im Kongress in den vier größten Zeitungen des Landes veröffentlicht werden musste, geriet der Dollar ins Visier gewiefter Fälscher. Bald war schon die Hälfte der Geldnoten auf Zeitungspapier gemalt, und - die amerikanische Wirtschaft begann zu boomen, wie nie zuvor. Schon glaubte der Kongressabgeordnete Bill Smith aus Süd-Dakota, dass die Wirtschaft noch stärker wachsen könnte, wenn jedem Amerikaner und jedem neu Dazugekommenen, der alle drei Strophen der Hymne singen konnte, erlaubt wäre, sein Geld selbst zu malen. Das wurde sofort als weltfremd verworfen, weil Amerikaner zwar alles könnten, aber nicht malen. Stattdessen erhielt jeder über 11 eine Karte aus Plastik, mit der er machen konnte, was er auch mit Bucks hätte machen können, wenn er sie in dieser Menge nur besessen hätte. Die Wirtschaft dankte auch dies mit weiterem Wachstum. Als schließlich Kennedy feststellen musste, dass seine Mafiafreunde die viel schöneren Dollars besaßen, ließ er ihnen die drei Jahre vorher eingeführten Druckplatten aushändigen. Seitdem lagern diese in einem geheim gehaltenen Hinterhof in Neapel, jener Stadt, in der Berlusconi seitdem einmal im Monat den Müll abholen lässt, aus dem dann das Papier für die am sichersten fälschbaren Dollars der Welt gewonnen werden. Jetzt ist der Dollar die beliebteste und härteste Währung der Welt, und der Euro, so fälschungssicher wie ein geistreicher Spruch von Boris Becker, kann die europäische Wirtschaft nicht in Fahrt bringen. Aber schon droht dem Dollar Ungemach aus China. Dort darf seit den Olympischen Spielen jeder Chinese, der malen kann, sich seine Yens selbst malen - mit Tuschepinseln. Und mit Tuschepinseln, das weiß hier jedes Kind, kann in China jedes Kind.
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