Sonntag, 18. April 2010

Klima, nein danke!

Die führenden Wirtschaftsweisen der Welt sind sich einig. Merkelsches Strebertum in Sachen Umweltschutz zahlt sich nicht aus. Und weil sie sich wie keine andere Fakultät mit Kohle auskennen, bleibt auch ihr umweltpolitischer Sachverstand unbestritten. Statt den CO2-Ausstoß zu reduzieren, sollte man besser höhere Deiche bauen. Statt teuer aber dioxinfrei Müll zu verbrennen, sollte man lieber genügend Atemmasken produzieren. Nicht die Vermeidung ist der Königsweg sondern die Beherrschung der zwangsläufigen Veränderungen, sagen sie. Und gebetsmühlenartig muss an dieser Stelle immer wieder wiederholt werden: neueste (männliche) Forschungsergebnisse sind fast immer Frauenwissen von vor 30 Jahren. So auch hier: Vornehme Blässe war einmal, der Fluchtreflex, der Frauen damals noch unter Sonnenschirme und Hüte trieb, hat sich in die Gruppe der gekrönten Häupter zurückgezogen. Die Bürgerlichen braten inzwischen in der Sonne und lassen sich danach die knusperbraunen Falten von Gesichtchirurgen wieder glattziehen. So geht Umweltschutz - und bringt Geld in die Wirtschaft. Ebenso sei das Verhindern von Kulturlandvernichtung, so die Weisen, der gestrige Ansatz. Heute wisse jedes Kind, dass durch Landvernichtung die Oberfläche der Erde keinen Quadratmillimeter kleiner wird. - Genau diese Zeichen der Zeit hat längst jenes Unternehmen erkannt, das sich jetzt das Monopol auf die Kultivierung der Autobahnen gesichert hat. Erdbeeren auf Grünstreifen, die Selbstpflücker während der Urlaubsstaus günstig erwerben können, ist nur eine der geplanten Aktivitäten. In Hängekörben über den Fahrbahnen sollen Gemüsearten trefflich gedeihen, die einen hohen Bedarf an C02 und Stickoxiden haben. Dazu spannen Angestellte der Firma Drähte von Autobahnbrücke zu Autobahnbrücke. - Die Wirtschaftsweisen gehen sogar noch weiter: Dass sich die Meere zukünftig immer mehr Land einverleiben, sei längst kein unabwendbares Naturgesetz. Holländer wüssten am besten, wovon die Rede ist. Deshalb wundert es nicht, dass gerade von hier aus neuer Lebensmut für Südseeinsulaner erwächst: Holländische Reiseunternehmen waren nämlich die ersten, die eine neue Form des Tourismus neben die Kategorien "pauschal", "Abenteuer", "Erlebnis" und "sanft" gestellt haben: die Kategorie "Wiedergutmachung" - nicht zu verwechseln mit der Kategorie "Kibuz": Jeder Tourist, der auf seiner Urlaubs-Insel landet, hat einen 10l-Eimer Sand mit sich zu führen, der dort am Informationsstand seiner Airline abzugeben ist, mitsamt dem Zertifikat, das ausweist, dass der Sand a) im eigenen Land und b) höher als 95 Meter über Normalnull entnommen wurde. Die Eimer werden am Ende des Urlaubs mit Meerwasser gefüllt und ins Heimatland zurückgeflogen. Die Airlines verpflichten sich, diese Eimer auf dem Hin- und Rückflug als Handgepäck zu deklarieren. Sie bleiben so gebührenfrei. Zuhause soll das Meerwasser im eigenen Gefrierfach eingefroren und mit dem nächsten Flieger in die Polarregion verbracht werden. Einziger Wermutstropfen: Diesen Flug zahlt der Urlauber selbst, kann ihn aber als Werbungskosten von den Steuern absetzen.

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