Samstag, 24. April 2010
arme Jungs
Jungs haben es schwer, sie sind so anders. Lehrerinnen mögen das nicht. „Verhaltet euch "gefälligst" wie die Mädchen in der Klasse. Und Jungs wollen zwar alles andere als gefallen, sie wollen die Welt verbessern, trotzdem geben sie ihr bestes: Stricken und Häkeln statt Fußball und Kugelstoßen, selbst dieses alberne Ich-erklär-euch-die-Welt-wie-sie-wirklich-ist-Geschwätz der Lehrerin nehmen sie mit Demut hin, weil sie es von zuhause kennen: Die Hälfte der Jungs in der Klasse hat jüngere oder ältere Schwestern, die andere Hälfte, denen die schlechten Erfahrungen mit Schwestern fehlen, eine Freundin. Deshalb wissen sie, wie die Olle dort vorne mit der Drahtbrille tickt, was sie meint, glaubt, fühlt, spürt, heraushört, von was sie berührt, angezogen ja geradezu überwältigt wurde und wird - in ihrem Leben, das sie in Büchern verbrachte, die andere (und manchmal auch anderinnen) geschrieben haben. Die Welt will erobert werden mit den Füßen, Jungs wissen das und schielen zum Ausgang. Will gepackt werden, bis sie schreit:, ich ergebe mich und sag dir, wer ich bin. "Hört ihr sofort auf zu raufen, ihr beiden Tutnichtgut!" Wie ahnungslos und klein karriert, denken die Jungs. Aber sie hassen sie nicht, die Frau Lehrerin, sie können sie nicht einmal nicht leiden - sie ist ihnen nur völlig egal. Genau das aber ist ihr Fehler: Wer niemals Freunde hatte im Leben wie dieser einsame Bücherwurm mit den niemals verheilten Brandblasen an den Fingern vom streberhaften "Melden", will sie irgendwann auf Teufel komm raus. Die Mädchen in der Klasse fühlen das und himmeln sie an, die Mädchen sind sich mit ihr auch in der Angst vor Mathe, Physik und Chemie einig und formen - angerührt von Empathie und Sympathie - ein angstfreies Bildungs- und Benotungssystem. Die Jungs sind angepisst, denn männliche Kernkompetenzen zählen nicht mehr. Stattdessen wird kommuniziert, phantasiert, geträumt, erträumt - und damit Sozialkompetenz erworben. Selbst mit Schnuller im Mund sind sie darin den Jungs haushoch überlegen. Mädchen schlägt man nicht aber schlägt man auch nicht. Deshalb bliebe schwindlig geredeten Jungs nur davon zu rennen. Lebenskluge Lehrerinnen wissen das und nehmen den Jungs die letzte Waffe aus der Hand: Sie streichen den Sportunterricht. Zweite Maßnahme: ein blauer Brief an die Eltern. "Ihr Sohn ist zu quirlig, zu leichtfüßig, kaum zu bändigen! Machen Sie ihn doch bitte schwerer. Hier einige wertvolle Ernährungstipps." Seitdem hängen sie wie ein muffiges Stück "nasser Sack" in ihren Stühlen - beinahe schon wie Mädchen. Aber dazu fehlt ihnen die genetische Ausstattung für Petzen, Beißen, Spucken, Stutenbissigkeit, Totdiskutieren und das Schlüsselgen für albernes Kichern. Und so stellt die Presse schnell fest: "Klassisch abgehängt".
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