23.8.2010: Olaf Scholz, SPD, hat diesen großen Tag deutscher Politik, den wir maßgeblich ihm zu verdanken haben, nur mit süß-saurem Lächeln erlebt. Denn die Nacht davor unter zänkischen Genossen war wohl lang, das Morgenmagazin aber sehr früh am Tag. Und bis zum Schluss konnte er nicht sicher sein, dass sein Volk diese Gedankenklarheit der neuen Politik verstehen würde.
Doch nun zunächst beispielhaft, wie moderne, zeitgemäße Politik ab sofort geht: Rente mit 67 kommt nicht, weil heute weniger als 50 Prozent nicht einmal bis 65 arbeiten!
Das sollte an dieser Stelle wiederholt werden dürfen, von solcher wunderbarer Erhabenheit ist dies. Doch stattdessen ein paar Beispiele, die zeigen, wie universell dieser Ansatz ist und welch großer Wurf.
Eine Reichensteuer von 50 Prozent kann nicht kommen, weil heute weniger als 50 Prozent nicht einmal 40 Prozent ans Finanzamt überweisen lassen..
Oder: Ein Ausstieg aus der Kernkraft kann nicht kommen, weil dazu heute schon 50 Prozent der AKWs stillgelegt sein müssten.
Begriffen? Genau. In die Politik ist der Begriff "weltfremd" ausgekehrt, in etwa gleichbedeutend mit "realitätsfern" und verschwägert mit "unglaubwürdig" - im Sinne von: Das ist so groß, ich glaube nicht, dass die das hinkriegen. Warum also Politik für morgen heute schon machen, wenn doch heute nicht morgen ist, und morgen nie so sein wird wie man denkt, dass es ist?, fragt Herr Scholz ganz konzentriert und zurecht. Warum, zB. davon ausgehen, dass auf einen Arbeitnehmer zwei habgierige Rentner kommen werden, wenn heute nicht mal einer dem Bandarbeiter auf den Schultern sitzt?
Warum den Klimaforschern glauben, dass Pakistan irgendwann unter Wasser liegen wird, wo doch heute nicht mal 50 Prozent abgesoffen sind.
Wie wird Guttenberg halten - in Zeiten dieser neuen Politik - was er vollmundig verspricht? Mit, er will eine schlagkräftige Armee, geht es nicht, denn dann müsste sie jetzt schon zu 50 Prozent einsatzfähig sein. Allein 60 Prozent der Soldaten und Soldatinnen sind aber, seit es in Afghanistan schief läuft, im Mutterschutz. Andererseits: Wehrdienst abschaffen, das ginge, denn weniger als 50 Prozent eines Jahrgangs werden zur Zeit gezogen, nicht zuletzt, weil dieser Jahrgang mehrheitlich keinen deutschen Pass hat.
Aber aussetzen? Wie soll das gehen? Irgendwann muss, was ausgesetzt wurde, wieder eingesetzt werden. Von Null auf egal wieviele. Das wird - um es nicht ganz so pessimistisch auszudrücken - schwer. Da bräuchte es einen Tausendsassa (einen Wunderwuzzi, wie die Österreicher sagen) wie den von Guttenberg. Doch der ist da ja längst schon Familienministerin und erklärt uns das mit dem Storch. Den Klappermann aber, den kann auch die neue Politik noch erreichen: Denn nur mal ´nen Zahn zulegen, das ginge. Weil, junge Schultern müssen her - für 30 Jahre lang ausgeruhte Rentnerhintern.Und für die neuen, die in ihrer "aktiven" Zeit schon 30 Jahre lang plattgedrückt wurden. Ihr Urologe kennt die Marke: die mit dem roten Stuhl. 35 Stundenwoche erkämpft - durch Aussitzen - und den Vorruhestand mit 51.
Jedem, wie er´s verdient, eben!
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