Samstag, 8. Mai 2010
Unsere Zukunft: Urban Mining
Produzieren, verbrauchen, verschwenden auf Teufel komm raus! Es ist d a s Gebot der Stunde, und reinste Solidarität mit unseren Kindern und Kindeskindern. Das Zauberwort in diesem Zusammenhang ist Urban Mining. Probebohrungen haben ergeben: Mülldeponien in Deutschland sind reine Goldgruben. Bei Namen wie Indium, Germanium, Gallium schnalzen jetzt schon Experten genießerisch mit der Zunge. Otto Normalo findet dies zwar befremdlich und selbst auf die Zusatzinfo, dass es ohne diese "Seltenen Erden" keine Displays gebe, meint er schnippisch: "Mir egal, ich brauche nur einen gescheiten Bildschirm - in Farbe!" Auch die Handys, die in zwei bis drei Metern Tiefe gefunden wurden, ließen ihn kalt. "Ja schieres Entsetzen und Technikfeindlichkeit stellten sich bei ihm ein, als ihm ein Handy ans Ohr gehalten wurde, das er Weihnachten 2001 wütend in die Mülltonne getreten hatte, weil er sich den penetranten verbalen Angriffen seiner Schwiegermutter nicht mehr anders erwehren konnte. "Ja, natürlich, doch, doch, du kannst am 2. Weihnachtsfeiertag kommen, Schwiegermama", stammelte er, blass wie eine Wand, und legte nach achteinhalb Jahren auf. Versöhnlich konnte ihn erst wieder eine originalverpackte Schachtel Mon Cheri stimmen, weil die zum Ärger seiner Frau, die er liebte wie keine andere, nicht ganzjährig produziert und gekauft werden konnte. Stattdessen konnte man sie zukünftig wohl ganzjährig "abbauen". Welch ein Fortschritt! Ganz aus dem Häuschen geriet er aber, als aus 10 Metern Tiefe ein Fiat Spider zu Tage gefördert wurde. Ein kleiner Wermutstropfen dabei war allerdings, dass diese Art von Konservierung offensichtlich auch Grundeigenschaften solcher Produkte massiv ändern konnte. Das musste er feststellen, als er den steckenden Zündschlüssel betätigte: Und was nie in der Absicht seiner italienischen Konstrukteure lag, passierte: Der Fiat sprang sofort an. Aber inzwischen war Otto Normalo restlos vom Zukunftsprojekt Urban Mining überzeugt, überwachte sogar persönlich die Wiederverbringung der Fundstücke im Bohrloch, als wäre es eine weihnachtliche Verpackungsaktion und freute sich jetzt schon auf die leuchtenden Augen seiner Kindeskinder, die ja seine Enkel sein würden. Und Schwiegermama würde er auch irgendwie verkraften.
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