Craigh Venter, nein, das ist nicht der Transvestit, der damals das neue Kabelfernsehen modern machen wollte. Der hieß Lilo Wanders. Und trotzdem ist über Venter damit alles Spannende schon gesagt. Nur noch dies: Er hat ein riesiges Labor mit vielen verdingten Forschern, das ist wahr. Aber wahr ist auch, dass seine PR-Abteilung die Dimensionen seines Forschungsbereiches bei weitem übertreffen muss. Anders ist seine neueste Öffentlichkeits-Kampagne nicht zu verstehen: Ein künstliches Bakterium habe er entwickelt! Wie? Aus Proteinen, Zuckern und Wasser zusammengerührt und mit einer DNA versehen? Nö. Der Herr hat einem Bakterium nur die eigene DNA geklaut und durch eine andere ersetzt. Klingt wie das jetzt etwa 30 Jahre alte Klonen. Und will jetzt weiter dieser künstlichen DNA neue Fähigkeiten mitgeben, die das Bakterium in Fleisch und Blut übersetzen soll, was seit einem halben Jahrhundert schon die Gentechnik, in Grünenkreisen auch Genmanipulation genannt, macht. Mit anderen Worten, der Mann bringt seinen Namen mal wieder mit einem kreißenden Berg in Umlauf, und die Journalisten malen schon wieder an ihren Schreckensszenarien und treiben mit der frisch entbundenen Maus unbescholtene Frauen auf die Stühle, und bald werden Bürgermeister amerikanischer Städte ihre öffentlichen Parks wieder einmal nachts und heimlich mit DDT besprühen, um einer Durchseuchung mit Dinosauriern vorzubeugen, die dort aus beimpften Bakterienhüllen entstehen könnten.
Öffentlichkeitsrandale ist das Stichwort, das Journalisten seit vielen Jahren umtreibt. Wer könnte sie nicht im Schlaf aufsagen die vielen Weltuntergangsmeldungen der letzten Jahre, bis sich ihm die Nackenhaare sträuben und er sich einnässt vor verspäteter Angst:
Ein Wirtschaftssystem, von einem Vulkan in Schutt und Asche gelegt, eine Eurokrise mit der Aufforderung sich Schrebergärten zuzulegen, die bevorstehende Vernichtung einer Fußballnationalmannschaft, die man ihres Kopfes beraubt hat, jenes Kopfes, der wie Journalisten "nicht an Wunder glaubt", und so strebe alles unaufhörlich auf eine dieser Katastrophen zu. Und wenn doch nicht, auf neue.
Und langsam verdichtet sich der Verdacht, dass Journalisten Feiglinge sind: Sie schlagen Schwächlinge, die in Wirklichkeit kein Weltveränderungspotential haben, bis sie breit und flach genug sind, um in eine Zeitung zu passen. Über "wirkliche" Themen, zu sperrig für Zeitungen oder den 10 Sekunden-Takt des Fernsehens, flüstern sie sich nur hinter vorgehaltener Hand zu, um schlafende Hunde nicht zu wecken, die doch längst schon zugeschlagen haben.
Und so verwüstet ein "Du-weißt-schon-wer" die Welt - unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ein scheinheiliger Moderator des Heutejournals heuchelt am Pingstsonntag Abend noch, dass man sich doch jetzt erst, wo "Sie-wissen-schon-wer" an Land geschwappt sei, schwarz und öklig, ein Bild machen könnte - und speichelt sich ein dabei, dass man fast zweifeln wollte.
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