Welche grandiose Realitätsferne! Von einer SPD, die von der Frau, die einst aus der Kälte kam, scheinbar so subtil (!?) über den Tisch gezogen wurde – immer und immer wieder – dass sie es bis heute offensichtlich nicht gemerkt oder zumindest nicht begriffen hat.
Nehmen wir den Fall "Mindestlohn"!
Einen Lohn also, den man mindestens braucht, um einigermaßen über den Monat zu kommen. Ein Herzensanliegen der SPD. Reines Gift für die CDU/CSU und ihre Klientel, die Unternehmer, Angestellten und Facharbeiter dieser Republik.
Merkel kann schnell ihre verunsicherte Klientel beruhigen und verspricht Abhilfe. Helfen soll ihr altbekanntes System "Merkel" : Der Verkauf von Mogelpackungen, das virtuose Spiel mit dem Etikettenschwindel.
Das System hat sie von den Finanz-Mathematikern der Banken abgekupfert, die ihre Mogelpackungen unter vorgehaltener Hand "Giftpapiere" nennen.
Wichtig bei diesem System "Merkel" ist, dass das Gesamtpaket, das verkauft werden soll, stimmig – im besten Fall sohar wahlstimmig – ist. Und hier hat die Verpackung und der kreative Aufdruck auf ihr die Hauptlast zu stemmen. Sie muss den Endverbraucher so in die Irre führen, so benebeln, dass er beim Blick in die Verpackung den Betrug nicht mehr erkennen, egal ob nun weniger als versprochen drin ist oder gar etwas ganz anderes.
Beim Gesamtpaket "Mindestlohn" ist nicht etwa nur zu wenig drin, da ist etwas ganz anderes drin, als der Aufdruck auf der bunten Verpackung vollmundig verspricht: Nur ein "Hungerlohn" für den schamhaften "Endverbraucher" und nur ein "Aufstockerlohn" für den "Endverbraucher", der sich traut, im Jobcenter die zum Überleben weiterhin notwendige Aufstockung zu erbetteln.
Doch etwas zusätzlich Wichtiges macht das System "Merkel" erst so richtig schlagkräftig. Verpflichtende Loyalität, Nibelungentreue! Die Verpflichtung aller Mitarbeiter, bis hinunter zu den Bodentruppen, die Firma und deren Produkte nach außen aktiv und positiv zu vertreten. Koalitions-Disziplin heißt das bei politischen Joint Ventures.
Und genau diese Nibelungentreue war es, die die SPDler die letzten vier Jahre lang ihren "Mindestlohn" feiern ließ auf Teufel komm raus – wie einen politischen Blockbuster. Auch Merkel hat ihren "Mindestlohn" gefeiert, wie eine Maus, die ein kreißender Berg gebahr.
Eine Win-Win-Situation war das nicht.
Denn die Merkel ging nach der Kampagne "Mindestlohn" zu ihren Leuten mit der Botschaft: "Ich hab euch versprochen, der Mindestlohn kommt nicht, und ich habe Wort gehalten". Und Merkel wurde dafür von ihrer neoliberalen Klientel gefeiert.
Die Nahles ging zu ihren Leuten mit der Botschaft: "Ich hab euch versprochen, der Mindestlohn kommt, und ich habe Wort gehalten". Und Nahles wurde von ihren Leuten ausgelacht und dann vom Hof gejagt.
Übrigens: Auch wenn eine Komission wirklich feststellen sollte, dass der nächste "Mindestlohn" entsprechend der Inflationsrate angehoben werden sollte, so wird dieser neue "Mindestlohn" im Vergleich zu den Löhnen, die ja ebenfalls mit der Inflationsrate steigen werden – mindestens (!) – bis in alle Ewigkeit ein Hungerlohn bleiben.
Und wegen genau diesem Sieg auf ganzer Linie und weil sie wieder einmal die SPD so richtig reinlegen konnten – wie damals, als sie Schröder den Vortritt bei der Umsetzung der Agenda 2010 ließen, an der sie selbst sich die Finger nicht schmutzig machen wollten, kommen seitdem die Neoliberalen um Merkel aus ihrem Dauergrinsen nicht mehr heraus.
Ähnliches gilt für die Mietpreisbremse und das von dieser hervorgerufene Dauergrinsen der Vermieter dieses Landes
Weitere Produkte des Systems Merkel gefälligst?:
- die "atmende" Obergrenze
- die Mogelpackung "Deutschland geht es so gut wie nie zuvor!"
- die Mogelpackung "Wir schaffen das!"
- der Etikettenschwindel "Deutschland, Vorreiter in Sachen Klima"
- die Mogelpackung "Zunami-sicherer Atomstrom"
- der Etikettenschwindel "Merkel, die blütenreine Demokratin"
- der Etikettenschwindel "Merkel, die Europäerin"
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