Freitag, 17. Mai 2013

NSU-Prozess: Warten auf den Heiligen Geist in den Pfingstferien

NSU-Prozess: Nach drei Prozesstagen jetzt drei Wochen Pfingstferien. Das ist Pflicht, denn die Juristerei hat einen Ruf zu verteidigen: Die Mühlen des Gesetzes mahlen langsam. So war es schon immer, und so soll es gefälligst auch bleiben.
Inzwischen scheinen sich die gefühlten 100 Rechtsverdreher aber wenigstens darin einig zu sein, dass man den Prozess jetzt doch nicht nach Ankara verlegt und tapfer in München durchhalten will, auch wenn der Saal dort zu klein, die Luft darin zu stickig, der Vorsitzende eigentlich zu befangen und das Haar der Hauptangeklagten viel zu gefönt ist.
Einig sind sich die Verdreher wohl inzwischen auch darin, dass die Akten des Bundestagsuntersuchungsausschusses und womöglich auch noch die der verschiedenen Landtagsuntersuchungsausschüsse eingesehen werden können müssen. Ob man damit Schily als Mittäter überführen will und Scheuble gleich mit?
Es ist zu befürchten, dass selbst Justitia dies schleierhaft ist. 
Das alles ist dieser merkwürdigen Rechtssprechung geschuldet, die es komplizierter macht, als es ist. Wie die Steuergesetzgebung. Und der Verdacht liegt nahe, dass diese komplizierten Gespinste nur deshalb gewoben wurden und werden, um Schlupflöcher damit herzustellen. Die aber nur von w i r k l i c h reichen Menschen gefunden werden können - und deren teuren Handlangern. Nur die Kleinen bleiben in diesem Gespinst hängen wie Fliegen im Spinnennetz.
Dabei könnte es so einfach sein - wenn man nicht die Kindheit der Täter ständig beleuchten und, schlimmer noch, würdigen müsste. Wenn die einzigen interessierenden Fragen die wären: Hat er es getan? und wenn ja, wie kann ich es beweisen?
Selbst die Anklageschrift dieses 10fach-Mordtrios fände Platz auf einem Bierdeckel - wenn es nicht um Schlupflöcher ginge. Stattdessen sind es 800 Seiten, von denen aber, Gott sei Dank, nur 30 verlesen werden mussten. Hat irgendjemand, dem gesunder Menschenverstand und gesundes Rechtsempfinden noch nicht gänzlich abhanden gekommen ist, eine Ahnung, was auf diesen 800 Seiten stehen könnte? 
Nun, wahrscheinlich beginnt das Ganze - nein nicht bei Adam und Eva - sondern bei der schweren DDR-Kindheit der Angeklagten. Das kann dauern, wissen wir, und davon könnte Gauck mehrere Liedlein singen, obwohl er auch diesen Job des Stasiaufklärers genauso hingeworfen hat wie den des Pfaffen. 
Das kann also dauern, denn eine solchermaßen bespitzelte und so freud- wie trostlose Kindheit hat sich gezogen.
Und eines kommt bei diesem NSU-Prozess noch zeitfressend hinzu: Zum ersten Mal in der Geschichte  Deutschlands wird wohl auch die Kindheit der Opfer beleuchtet und gewürdigt, und die Kindheit der Hinterbliebenen - und eine Prognose wird sicherlich gewagt werden über die künftige Kindheit ihrer Kindeskinder. Denn dieser Prozess hat biblische Ausmaße: Brudermord, Kain tötet Abel, Ossi tötet Osmani. Wir Westler dürfen gespannt sein, wie das wohl ausgeht. 


  Justitia: Ich bin dann mal weg!
(Foto: Lupo / pixelio.de)

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