Die Bahn zeigt sich wieder einmal als schlechter Verlierer. Noch ist die schallende Ohrfeige, die ihr unser Verkehrsminister verabreicht hat, noch nicht richtig verklungen, schon droht sie mit der Einführung einer neuen Generation ICE. 400 Sachen auf einmal soll der machen können - locker, heißt es von Managern, die nicht einmal das Wetter regeln können, obwohl immer nur eines von ihnen auf einmal auftritt. (Winter dann Sommer. Oder: wenn Sommer, dann Winter).
Ein Geheimpapier aber offenbart schnell, dass auch Bahn-Manager, die von Eisenbahn so wenig verstehen wie die Mädchen in einer Familie, dazulernen. So soll der neue ICE keine Türen mehr verlieren können, weil er nur in einer immer-offen Cabrio-Version geliefert wird. Türen sind dabei überflüssig, weil der Gast im Bahnhof über Haushaltsleitern in den Zug gelangt. Auch Überhitzung ist deshalb nicht mehr zu befürchten. Sonnenempfindlichen Reisenden wird allerdings das Mitführen von Sonnenschirmen nahegelegt. Bahnangestellte, die bislang mit kühlen Getränken heiß gelaufene Fahrgäste versorgen mussten, können ab Sommer 11 ausgemustert werden.
Auch das Problem mit den Rädern scheint gelöst, denn der Neue wird mit Hufeisen beschlagen. Die halten und bringen zudem Glück, jubelt selbst der mit allem beschlagene Geißler.
Da in normalen Wintern (die letzten beiden haben dies bewiesen) aus religiösen Gründen keine Züge verkehren (denn nur Gott ist fürs Wetter verantwortlich und sonst keiner!), sind jämmerlich erfrorene Fahrgäste im neuen Zug nicht mehr zu beklagen.
Trotzdem will man sich auch dieser Jahreszeit stellen - weil man bei der Bahn Herausforderungen liebt - und in allen deutschen Bundesländern Winterfahrpläne anbieten - für 3,50 Euro (und will darüber hinaus in einem Bundesland den Cabrio-ICE im Winter sogar fahren lassen: im Halbstunden-Rhythmus von Palma de Mallorca Stadt zum Ballermann und retour. Garantiert. Kotztüten sind mitzubringen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang ebenso eine bisher kaum bekannte Studie, die vom Bundesverkehrsministerium im Zusammenhang mit der Märklin-Insolvenz in Auftrag gegeben worden war.Die Studie sollte Aufschluss darüber geben, warum die Bundesbahn nicht die moralische Verpflichtung übernahm, Märklin als Teilprodukt ins Gesamtportfolio zu integrieren. Diese Massnahme seitens der Bundesbahn hätte nämlich einen immensen Sympathie- und Verständnisgewinn in unendlicher Dimension generiert. Nicht nur,dass die deutsche Kindheitserinnerung von Generationen schlechthin in genau dieser deutschen Wertigkeit erhalten geblieben wäre. Nein, vielmehr wäre das Verständnis für Züge, die aus den Gleisen springen,für nicht funktionierende Weichen, für plötzlichen Stromausfall und Verspätungen und vieles mehr, sofort wieder in der schönen Erinnerung der Fahrgäste vorhanden gewesen - zumindest bei denen, die damals als Kind schon mit der Märklin-Eisenbahn spielten, und dies waren sehr viele. Und genau darin liegt die Krux, die diese Studie offenbarte! Seit den 80er Jahren wurden leitende Positionen bis hinein in die Vorstandsebene mit Personen besetzt, die in ihrer Kindheit anstatt einer Märklin-Eisenbahn eine Carrera-Bahn im Spielzimmer hatten. Und dies galt damals als fortschrittlich, die Carrera-Bahn ebenso wie das Spielzimmer. Des weiteren zeigte diese Studie, dass diese Führungspersönlichkeiten in dieser Spielzeit auf der Carrera-Bahn die offenen Sportwagen eines renommierten Autoherstellers aus Zuffenhausen bevorzugten. Wen wundert es dann noch, dass der ICE bald offen und 400km/h schnell fährt. Unbestätigten Berichten folgend, soll diese Studie ebenso einen Anhang enthalten, dass der Vorstand der Bundesbahn -zumindest privat- bis ins hohe Erwachsenenalter diese offenen Sportwagen bevorzugt, allerdings im Masstab 1:1 und nicht mehr von den Eltern finanziert, sondern von uns Märklin-Liebhabern und Zugfahrer!
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