Freitag, 24. September 2010

Kammerjäger an die Front

Ein Goldfisch auf dem Hotelzimmer soll dem Jungmanager fern der Mama das Heimweh erträglicher machen. Ansprache ist eben wichtig, und etwas Wärme kann Liebe ersetzen. Vorübergehend. Deshalb liegt dem Goldfischglas ein Tauchsieder bei. Auch das Einschlafen soll in Anwesenheit eines Fisches leichter fallen, wenn man ihn nur konzentriert genug beobachtet. Ja, Hotels lassen sich inzwischen etwas einfallen, um Gäste zufrieden zu stellen. Wem Fisch zum Einschlafen nicht reicht, kriegt Schaf - unzählige, die ihm durchs Zimmer getrieben werden, auf  Wunsch auch direkt über die Wände. Nützt auch das nichts, wartet im Hotelgarten der Hotelhund, er kann - notariell beglaubigt - bis auf 1000 zählen. Und ist er mit seinem Latein am Ende und der Gast noch wach, kann man mit ihm dann immer noch "gassi-gassi" gehen.
Auch dem Ehemann, der seiner Frau ein Stück Abenteuer-Urlaub verwirklichen möchte, kann der Nachtportier  heimlich Vogelspinnen und Giftschlangen in Bett und Badewanne platzieren. Und ein putziges Pinseläffchen. Für die tägliche Rasur der Beine.  Männer, die sich nur eben mal einen Spaß machen wollen aus ihrer besseren Hälfte, können auch Kakerlaken und Silberfischchen haben.
Wen dies alles nicht kratzt und juckt, kriegt eine Tüte Flöhe mit ins Bett. Jungmanager aus dem nahen und fernen Osten schwören darauf: Ihr Heimweh sei danach wie weggeblasen. Auch ohne Goldfisch. Für eine handvoll Kopfläuse würden sie, so eine aktuelle Umfrage, sogar bleiben. Für immer. Sarazin warnt davor in Kapitel 16 seines Buches und wird konkret: "Kammerjäger könnten so die wahren Helden der Migration werden."

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