Die Plastiktüte soll weg! Die Bande, die früher Polizisten verprügelte und kürzlich noch den ersten Mann im Staat der Kanonenbootpolitik bezichtigte, zielt jetzt aufs Herz der Republik: die Kultur. Wer daran rüttelt, kann sich der Konsequenzen einfach nicht bewusst sein. Denn es steht nicht weniger als alles auf dem Spiel.
Stand am Anfang dieser Republik noch der Schuhkarton als Symbol des Weges in die Freiheit, wurde er in Zeiten des Wirtschaftswunders schnell durch die Plastiktüte ersetzt - als Symbol der Freiheit selbst. Wer in übervollen Plastiktüten nach Hause schleppte, was der soziale Markt so hergab, hatte es geschafft. Selbst jene, die die Kultur des Landes geringschätzten, speziell die Badekultur und Wohnkultur: Der Plastiktüte, schnell zum Symbol ihrer Wanderschaft umgewidmet, konnten sich auch die Stadt- und Landstreicher nicht entziehen. Und erst die Plastiktüte hat die 2l-Flasche Lambrusco überhaupt möglich gemacht - und den Verkauf unter der Ladentheke von pornographischen Druckerzeugnissen und Dildos.
Das soll jetzt alles nicht mehr sein? Kotzen wir ab sofort beim Landeanflug wieder in die Mittelgänge? Wird es überhaupt noch Verbrauchermessen geben? Und wenn ja, werden wir mit Weidenkörben unterm Arm uns in enge Messestände zwängen, um dort abzugreifen, was für lau abzugreifen ist? Worin wird der Nachwuchs des Prekariats fürderhin sein Uhu und Pattex schnüffeln, in was werden wir unsere Beute von Familienfeiern und Geschäftseröffnungen wegtragen? Schlimme Zeiten kommen auf uns. Nur die Tageszeitungen frohlocken schon: Denn wie eine Bombe werden die Titelseiten endlich wieder eingeschlagen haben: den Müll, denn der muss raus in die Tonne.
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