Früher hätte man es ein Husarenstück genannt. Heute, in unserer entromantisierten Welt, nennen wir es Verarsche: Die Bahn AG, auch Deutsche Bahn genannt. Allein ihre betriebswirtschaftliche Einordnung zeigt den bauernschlauen Trick, denn sie ist vielleicht das einzige "Privatunternehmen in Staatsbesitz". Doch ist zu befürchten, dass Deutschland voll ist mit solchen Gelddruckmaschinerien für eine dünne Schicht von Managern, die ein real existierendes Perpetuum mobile für sich entdeckt haben. Und das geht so: Dieses Unternehmen darf keine Verluste machen, denn staatliche Zuschüsse gibt es nicht. Deshalb spielten die Neuen aus der freien Wirtschaft sofort ihre beiden Trumpfkarten aus: Entlassungen und Rationalisierungen. Seitdem fahren in weiten Bereichen des Landes nur noch Busse.
Und aus 9,3 Milliarden Miesen wurde bald eine ausgeglichene Bilanz: Der Trick dabei: Die öffentliche Hand zahlt der Bahn AG jährlich etwa zehn Milliarden Euro für die Bestellung des Nahverkehrs sowie für Erhalt und Ausbau der Infrastruktur. Also doch Zuschüsse, meinen Sie? Nö, eine marktwirtschaftlich korrekte Bezahlung einer Dienstleistung!
Genialer Trick! Zumal die Bahn zu 100 Prozent dem Bund gehört. Also Ihnen und mir.
Goldesel streck dich, Knüppel aus dem Sack!
Die aus der Manager-Gilde haben also folgende Quadratur des Kreises geschafft: Lohn- und Betriebskosten heruntergefahren und 10 Milliarden Steuergelder zusätzlich eingestrichen.
Und weil es ein Perpetuum mobile 1. Art nicht geben darf, stopfen sich die Bahn-Manager seitdem diese überschüssigen Milliarden in die eigenen Taschen und vergraben sie nachts in ihren Gärten.
Und wir? Wir zahlen saftige Fahrpreise und gleichzeitig über unsere Steuern noch eine Benutzungs- und Bereitstellungsgebühr für jeden Zug, den die Bahn über die Schienen rollen lässt.
Das ganze sollte ganz schnell unter "Segen der Privatisierung" abgeheftet werden - zusammen mit der Privatisierung unserer Energieunternehmen und der Müllentsorgung - und für alle Zeiten im Giftschrank der Geschichte verschwinden.
Privatisierung hat immer nur die Manager satt gemacht.
Noch ein Schmankerl zum Schluss: Stuttgart 21 muss, wie wir gelernt haben, gebaut werden - wegen der unbezahlbaren Konventionalstrafen, die bei Vertragsbruch fällig wären. Witzig, oder? Der Bürger (als Besitzer der Bahn) macht einen Vertrag, den er mit sich selbst abgeschlossen hat, nur deshalb nicht rückgängig, weil er eine Konventionalstrafe an sich zahlen müsste, die er nicht hat, aber hätte, wenn er sie an sich auszahlen würde, womit er dann die Konventionalstrafe, die er gerade eben noch nicht zahlen konnte, jetzt zahlen könnte.
Noch ein Perpetuum mobile.
Und Fledermaus Geißler hat das alles gewusst. Deshalb grinst der seitdem so süffisant.